Von der statischen Visitenkarte zur lebendigen Präsenz im Internet

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn es auf das Jahresende zugeht, kommt traditionell das große Ganze mehr in den Blick: Die Menschen ziehen Bilanz und planen ihre Zukunft. Das lohnt sich auch, wenn es um die eigene Website geht.

Schauen wir zurück in die 90er Jahre: Das Internet ist salonfähig geworden, jede Firma, jeder Selbständige will dort vertreten sein, selbstbewusst sein Aushängeschild der großen weiten Weltöffentlichkeit zeigen. In dieser Zeit wagte ich meine ersten Gehversuche als Dienstleisterin in der Kommunikationsbranche. Neugierig und voller Hoffnungen nahm ich an einem Intensiv-Kurs im Webdesign teil, um mir selbst weiterzuhelfen und danach anderen Menschen den Weg in die digitale Welt ebnen zu können. Doch hinter den schönen bunten Kästchen der damaligen Frametechnik steckte knochentrockene Programmierarbeit mit endlosen Zahlen-Buchstabenkolonnen schwarz auf weiß – so ziemlich die abschreckendste Arbeit für mich, die ich mir vorstellen konnte. Ich ärgerte mich maßlos, wenn eine kleine nicht geschlossene Klammer am Ende einer Programmierzeile mein ganzes mühsam aufgerichtetes geistiges Gebäude wieder einstürzen ließ, völlig schief in die Landschaft stellte oder, noch schlimmer, gar nicht erst in die Höhe brachte. Mein Fazit nach diesem Kurs war: Finger weg vom selbstgebastelten Webdesign!

Wie viele andere Gewerbetreibende vertraute ich ab dem Jahr 2000 mein Erscheinen im World Wide Web einem Profi an und das habe ich nie bereut. Bis heute loben fremde Menschen, die aufgrund der wortstark-Webseite auf mich zukommen, meinen sich stets weiterentwickelnden Internetauftritt und er ist gleich nach der Weiterempfehlung durch zufriedene Kunden mein stärkstes Mittel zur Auftragsgewinnung. Das verdanke ich Dr. Susanna Künzl von ambranet. Sie ist erstens meine langjährigste Geschäftspartnerin und zweitens Sponsorin dieses Newsletters, der heute in der 69. Ausgabe vor Ihnen liegt. Über zehn Jahre hinweg stellte Frau Dr. Künzl zuverlässig das monatlich erscheinende Medium online, samt Fotos, Links und Archivbeitrag, oft unter Zeitdruck, da ich je nach Abstimmung mit dem Interviewpartner oft erst in letzter Minute den Stoff lieferte. Und wenn das Werk online war, fand ich mit meinem hohen Qualitätsanspruch im Nachhinein grundsätzlich noch mindestens ein Haar in der Suppe, was sie mit großer Nachsicht für die eilige „Köchin“ schnell und diskret entfernte. Dafür möchte ich ihr heute herzlich und öffentlich DANKE sagen!

Nach dem Bilanzziehen – in diesem Fall mit positivem Fazit – kommt die Zukunftsplanung. Zuerst war ich überhaupt nicht begeistert, als mir Frau Dr. Künzl die Idee der selbständigen Website-Pflege vorstellte. Ich dachte sofort an lange Programmierzeilen, schiefe Kästen und ständige Misserfolgserlebnisse. Aber dann hat sie mich überzeugt, nicht zuletzt durch eine gründliche Schulung direkt am Objekt, an meiner neuesten Website www.kfs-web.de, weil es dort fast täglich Neues einzupflegen gibt (schauen Sie gleich mal nach). Diese Aktualisierungen kann ich jetzt alle blitzschnell selber machen! Es klappt, macht Spaß und ist wieder ein Stück Freiheit mehr! Das Zauberwort heißt „Content Management System“.

Wer davon bislang eher wenig Ahnung hatte und sich insgesamt der digitalen Zukunft stellen will, der ist mit dem nachfolgenden Interview sehr gut bedient.
Und da nichts beständiger ist als der Wandel, wird mein Newsletter ab seiner 70. Ausgabe im Januar 2012 eine neue Form finden. Sie dürfen gespannt sein.

Viel Spaß beim Lesen, einen guten Jahresausklang und viel Erfolg 2012,

Ihre Annette Hartmann

Website-Pflege einst und jetzt – neue Freiheiten durch Content Management Systeme

wortstark: Frau Dr. Künzl – Sie sind Geschäftsführerin der ambranet GmbH und gründeten 1999 Ihre Agentur für Internet und Unternehmenskommunikation, obwohl Sie eigentlich von der Ausbildung her Archäologin sind. Wie kam es zu dem Wechsel von der alten in die neue Welt? Was reizte und reizt Sie damals wie heute am Internet?

Dr. Susanna Künzl: Damals bot das Internet für mich als Mutter von vier Kindern einen Weg, selbstbestimmt zu arbeiten. Ich war zuerst als Archäologin in der Forschung, nahm an Ausgrabungen teil und habe Bücher und Artikel publiziert. Vor Ort zu arbeiten ging aber als Mutter nicht mehr, und nun erwies sich der Computer als bester Freund der Frau: Der braucht nur Hirn und keine Muskeln, der kann von überall her bedient werden und beschwert sich nicht, wenn er nach Feierabend noch benutzt wird. Das Internet war damals ein ganz neues Medium, alles in Aufbruchstimmung und das noch mit dem Hintergrund der Globalisierung. In der Situation war das für mich unglaublich reizvoll. Und das ist es heute noch, denn die Trends wechseln sich schnell ab, ich habe eine hohe Frequenz an Fortbildung und das alles macht es weiterhin hoch spannend.

wortstark: Jetzt, wo Ihre Kinder groß sind, könnten Sie doch wieder in der Archäologie arbeiten? Wollten Sie noch mal zurück?

Dr. Susanna Künzl: Nein, auf keinen Fall. Hier kann ich arbeiten, wo ich möchte, und die Mobilität macht einfach Spaß. Ich bin sehr effizient, da ich nicht an bestimmte Bürozeiten gebunden bin und kann meine besten kreativen Zeiten nutzen, wenn der Biorhythmus passt. So etwas ermöglicht eben die Computerarbeit.

wortstark: Okay, danke. Wir haben ja schon mal im Jahr 2004 über Website-Erstellung gesprochen. Damals waren Themen wie ein wahrnehmungsfreundliches, barrierefreies Design, helle Seiten, 3D-Effekte und Online-Shops aktuell. Was hat sich seither getan, wo sehen Sie die wichtigsten Veränderungen?

Dr. Susanna Künzl: Geblieben sind die Anforderungen wahrnehmungsfreundlich, anwenderfreundlich und barrierefrei. Das ist allerdings heute mehr Aufwand, weil nicht nur Text sondern auch multimediale Inhalte richtig präsentiert werden müssen, da sind die Ansprüche gestiegen. Neu sind Trends, wie Seiten aufgebaut sind. Was sich auch geändert hat: Inhalte werden heute für verschiedene Medien aufbereitet. Früher gab es nur verschiedene Bildschirmgrößen und Browser. Heute gibt es das mobile Internet, eine breite Gruppe von Usern geht mit Tablet PC oder Smart Phones online, die den Bildschirminhalt mal hochkant und mal quer abbilden und außerdem einen schlechteren Datendurchsatz haben als eine DSL-Verbindung. Die Anforderungen sind also vielfältiger geworden, aber man hat auch mehr Mittel, um ihnen zu begegnen. Beispielsweise kann ich mit einer so genannten „media query“ prüfen, auf welchem Medium die Website dargestellt werden soll.

wortstark: Was ist das und wie funktioniert das?

Dr. Susanna Künzl: „Media query“ ist eine Abfrage im Browser, die überprüft, wie hoch die Auflösung ist von dem empfangenden Gerät, wie groß ist der Bildschirm und wie muss ich darauf reagieren? Wenn eine Standard-Website zum Beispiel oben quer eine Navigation hat und dann noch links entlang eine weitere, und ich mir das ohne Anpassung auf einem Smart-Phone anschauen würde, dann sähe ich winzig kleine Schriften und könnte das Menü mit dem Finger nicht bedienen. Deshalb kommen heute neue Navigationsmodelle zur Sprache, die sich letztlich an Apps ausrichten: Mit großen Buttons, die ziemlich weit oben schon abfragen, was man tun will, so dass man sich nicht erst durch den ganzen Inhalt durchkämpfen muss und erst am Schluss gefragt würde. Das ist also heute alles vielgestaltiger geworden, wenn man ins Internet geht.

wortstark: Aha, dann ist also „vielgestaltig“ ein Hauptbegriff. Da ist gleich mein nächster Gedanke: Die ganze Vielfalt muss ja auch erstmal überblickt und beherrscht werden. Doch während früher Professionalität aus Sicht des Websitebesitzers hieß, möglichst alles an spezialisierte Dienstleister abzugeben, deutet sich doch in jüngerer Zeit die Gegenbewegung an: Der Hüter der Inhalte soll oder kann sich zunehmend auch selbst um seiner Website kümmern, ich spreche hier von „Content Management Systemen“, abgekürzt „CMS“. Wie passt das zusammen?

Dr. Susanna Künzl: Früher ging es grob skizziert darum, mit seiner Internetpräsenz eine erweiterte Visitenkarte zu schaffen. Es war üblich, seine Bilder und Texte an einen Webentwickler zu geben und der baute sie dann ein. Heute müssen die Inhalte ständig aktuell sein, teilweise ist die Publikation sogar äußerst zeitkritisch, und dann möchte der Kunde das möglichst selber machen können. Außerdem weiß man heute, dass die Suchmaschinen größere Websites vorziehen gegenüber kleinen, weil Google und Co neuerdings auch bewerten: Ist die Website wirklich groß und ist da wirklich Aktivität dahinter? Das ist schließlich auch eine Frage des Nutzwerts für die Besucher.

wortstark: Moment – was heißt „groß“: datenschwer?

Dr. Susanna Künzl: Viele Seiten, viele Inhalte! Und sind die miteinander gut vernetzt? Wenn man so etwas mit statischen Websites abbilden will, ist das kompliziert und arbeitsaufwändig. Deshalb greift man auf Content Management Systeme zurück.

wortstark: Was kann so ein CMS genau?

Dr. Susanna Künzl: Das ist eine intelligente Lösung, die Inhalte mit Schablonen zusammenführt. Wenn wir heute eine Webseite anschauen, gibt es verschiedene Elemente, die einheitlich angeordnet sind. Einfaches Beispiel: Das Logo ist immer am selben Platz. Um das zu erreichen, hat man Templates, das sind Vorlagen mit Platzhaltern, und die werden gewöhnlich aus einer Datenbank mit Inhalten gefüllt.

wortstark: Also ist es eine Art Formular?

Dr. Susanna Künzl: Es ist mehr als ein Formular. Es ist wie ein Gitter, wo man etwas einfüllt und das Einfüllen nimmt mir die Programmierung des CMS ab.

wortstark: Hm.Das klingt doch wieder recht automatisiert. Für mich stellt sich die Frage: Der normale Websitebetreiber, der früher nur redaktionelle Inhalte geliefert hat, wie viel kann der, darf der, soll der jetzt eigentlich machen, in Zeiten des Content Management Systems? Kann der auch typografische Sachen machen wie eine Überschrift fetten oder farbig hinterlegen? Ist der Zweck, dass der Webentwickler eines Tages alles zurück an den Kunden übergibt?
Dr. Susanna Künzl: Nein.Es geht darum, dass der Websitebesitzer schneller Inhalte austauschen kann und dass er oder sein Mitarbeiter, der firmenintern die Inhalte pflegt, nicht zu viele Freiheiten hat. Er soll immer gezwungen sein, das Corporate Design zu beachten und damit die Einheitlichkeit der Website zu gewährleisten. Der soll nicht plötzlich Überschriften farbig unterlegen, wenn sie auf den restlichen Seite nicht farbig sind. Das kann ich mit einem gut vorkonfigurierten CMS gewährleisten, indem ich jedem Benutzer nur die für ihn benötigten Rechte vergebe. Und der Anwender soll sich schnell einarbeiten können und auch möglichst wenig Stress haben – das ist auch eine wichtige Seite eines anwenderfreundlichen CMS: Wer viele Optionen hat, bekommt Stress…

wortstark: … Die Qual der Wahl bei den Gestaltungsmöglichkeiten?

Dr. Susanna Künzl: So ist es. Und man steuert, dass der Anwender, der das System nicht so gut kennt, nichts zerlegen und nicht zuviel selbst formatieren kann. Das wäre sonst genauso, wie als wenn ein Mitarbeiter auf eigene Faust einen Prospekt herausbringt, und dann sind da zum Beispiel Schriften drin, die das Unternehmen nie verwendet und die auch nicht im Corporate Design Manual drinstehen, oder auch die falschen Farben, was hinterher einen unprofessionellen Eindruck macht.

wortstark: Seit wann gibt es diese Inhaltsverwaltungssysteme eigentlich?

Dr. Susanna Künzl: Geben tut es die schon lange, in den 90er Jahren waren das gewöhnlich proprietäre Systeme, die allerdings sehr teuer waren. Sie wurden angeboten von Firmen, die sich nicht in die Karten schauen ließen und man musste dann diese Firmen oder Vertragspartner beauftragen und war sehr an sie gebunden. Das Ganze war insgesamt für die meisten Websitebetreiber außerhalb ihrer Reichweite.
Aber da das Internet letztlich aus der Szene „frei und kostenlos“ kommt und da es viele Programmierer gibt, die gerne programmieren und die gemeinsam sinnvolle Lösungen für eigene und allgemeine Probleme finden wollten, hat sich die „open source software“ entwickelt. Also Software, bei der jeder den Quelltext lesen und schauen kann, wie das programmiert ist. Die Lizenz dazu ist sehr liberal: Ich kann die Systeme kostenlos nutzen, frei anpassen – so ich dazu fähig bin, ich kann sie frei weitergeben und bin nur verpflichtet, diese Dinge öffentlich zu machen. Ich darf also nicht sagen, bestimmte Teile des Quelltextes verberge ich. Heute gibt es sehr viele Open Source Content Management Systeme.

wortstark: Ja, das wollte ich gerade fragen: Wie viele Sorten gibt es denn da?

Dr. Susanna Künzl: Oh, das müssen Hunderte, wenn nicht gar Tausende sein! Es gibt Webseiten, die sich allein mit dem Vergleich von Content Management Systemen beschäftigen (z.B. http://www.cms-vergleich.de/cms/?s=cmsauswahl). Das ist der erste Schritt in meiner Beratungsarbeit, für den Kunden das passende Content Management System zu finden, denn „können tun fast alle alles“. Bloß mit welchem Aufwand lassen sich die Kundenanforderungen mit jedem CMS umsetzen? Die Systeme haben unterschiedliche Schwerpunkte, für die man sie einsetzt.

wortstark: Danke. Zwei Gedanken fallen mir dazu ein: Wenn das alles so schrecklich komplex ist, dann tut mir der Anwender leid, der plötzlich in diese Themen selbst einsteigen und zumindest einen Teil der Webseitenpflege selbst lernen soll. Und wenn er dann so viel kann, frage ich mich: Machen die Webentwickler sich nicht ein Stück weit brotlos? Die haben doch weniger Arbeit als früher, oder? Oder leben die dann von der Weiterbildung?

Dr. Susanna Künzl: Bei mir ist es zweiteilig. Ein erster Teil meiner Arbeit ist die Beratung, um für den Kunden das richtige System zu finden. Dazu frage ich: Was soll die Website für Sie machen? Wie sieht sie heute aus, wie sieht sie in drei Jahren aus und da kommen ganz unterschiedliche Schwerpunkte. Der eine will möglichst viel und schnell publizieren und Kommentare von seinen Besuchern dazu einholen. Dem rate ich zu einem interaktiven System, zum Beispiel WordPress. Das ist von Haus aus ein Blog und bietet damit schon die geeignete Struktur. Teil zwei ist dann natürlich die schlüsselfertige Umsetzung der Website.

wortstark: Könnten Sie noch weitere Beispiele nennen, was es da für Systeme für die jeweiligen Einsatzzwecke von Webseiten gibt?

Dr. Susanna Künzl: Bei Ihnen habe ich zum Beispiel TYPO3 genommen, weil Sie mehrere Websites haben (www.wortstark.de, www.kfs-web.de und in Kürze planen wir ja noch eine zu Ihrem Buch www.lkw-lerntagebuch.de). Die lassen sich am besten über ein zentrales System pflegen.
Und meine eigene Website läuft beispielsweise auf Drupal, was sehr interaktiv ist und sich dafür eignet, Communities aufzubauen. Da kann ein Benutzer vergleichsweise viele Rechte zugewiesen bekommen und sich eigene Blogs aufbauen, Kontakte knüpfen, Bildergalerien eröffnen und so weiter.

wortstark: Aha, danke. Wie verändert sich das Aufgabenspektrum einer Internetagentur durch diese ganzen Entwicklungen? Den wachsenden Beratungsaufwand hatten Sie genannt…

Dr. Susanna Künzl: Diese ganzen CMS-Systeme sind zwar zunächst kostenlos verfügbar, aber man braucht schon Zeit, um es auf den Kunden anzupassen.

wortstark: Aber nur einmal, oder? Die Schablonen müssen doch nur einmal angepasst werden?

Dr. Susanna Künzl: Bei der Einrichtung kann schon viel Aufwand entstehen. Ansonsten kommt der Appetit schon auch beim Essen: Website-Projekte haben ja verschiedene Phasen. Am Anfang kann der Website-Betreiber zum Beispiel oft noch nicht jeden Tag frische Neuigkeiten präsentieren wie bei „Spiegel online“. Aber wenn ich weiß, dass sein Geschäftsmodell so etwas in einem Jahr vorsieht, kann ich es schon mal darauf einrichten. Wenn es dann so weit ist, können durch die vielen Erweiterungen auch neue Herausforderungen entstehen.

wortstark: Verstehe. Jetzt möchte ich noch mal zurück zur Kundensicht: Wie viel Aufwand ist es denn, jemand beizubringen, seine Website selbst zu pflegen? Und wo lernen die Leute das – an Computerschulen?

Dr. Susanna Künzl: Manche Provider bieten Schulungen an, und es gibt auch Bücher „wie arbeite ich als Redakteur mit TYPO3“. Nur dadurch, dass die Systeme so vielgestaltig sind, sind weder die allgemeinen Seminare noch die Bücher für den Endanwender zielführend. Wenn Sie sich vorstellen, dass es ja verschiedene Benutzergruppen innerhalb einer Firma gibt, zum Beispiel Redakteure und Texter. Beide haben unterschiedliche Rechte und sehen eine ganz andere Umgebung in ihrem Pflegebereich. Jeder soll ja nur das sehen, was er braucht. Und neben dem Kernsystem gibt so viele verschiedene Erweiterungen, wie zum Beispiel ein Newsletter oder ein Kundenbereich mit Benutzerverwaltung, dann sieht es nochmal anders aus. Deshalb ist es günstig, wenn der Kunde in seinem Produktivsystem oder in der zugehörigen Testumgebung geschult wird.

wortstark: Apropos Testumgebung: Wenn jemand so etwas nicht hat, dann operiert er doch sozusagen am lebenden Organismus, also während Leute auf dieser Website surfen. Wie beruhigen Sie mich, wenn ich Angst habe, als „CMS-Anfängerin“ an meiner Internetpräsenz herumzubasteln?

Dr. Susanna Künzl: Für TYPO3, also Ihr CMS,gibt es ein Auffangnetz. Wenn ich also einen Inhalt oder eine ganze Seite lösche, dann ist er nicht wirklich weg, sondern wird nur deaktiviert. Ich kann auch einen Papierkorb einrichten, dann sieht es derjenige noch und kann es bei Bedarf auch wieder hervorholen.

wortstark: Okay, also wie bei Microsoft Office, das kennen die meisten Büromenschen.

Dr. Susanna Künzl: Viele Systeme bieten auch Versionierung an, da verwaltet das System automatisch die unterschiedlichen Versionen Ihrer Texte

wortstark: Gut. Es ist noch die Frage nach dem Schulungsaufwand offen: Beispielsweise eine Grundausbildung TYPO3, wie lange dauert die?

Dr. Susanna Künzl: So eine Grundausbildung dauert mit Übungszeiten etwa vier bis sechs Stunden. Hat jemand aber einen Newsletterversand dabei, wird es schon komplexer, wenn man zum Beispiel auch kontrollieren will, wie viele Links in den Mails wurden angeklickt oder wie viele Rückläufer gab es, weil die Adressen nicht erreichbar waren? Dann wird es aufwändiger. Oder es gibt eine Seminarverwaltung für TYPO3, die ist sehr komplex und bietet Möglichkeiten, einzugeben, wie viele Plätze telefonisch gebucht werden können oder eine Veranstaltung abzusagen. Die Individualisierung ist also ein Großteil meines Geschäfts und deshalb werde ich auch weiterhin Arbeit haben. Darüber hinaus erstelle ich natürlich selbst auch Erweiterungen für CMS, die genau das umsetzen, was der Kunde braucht.

wortstark: Okay, wir bewegen uns schon immer weiter Richtung Zukunftsausblick. Bevor ich Ihnen die offene Frage stelle, noch dies: Neulich war ich ganz überrascht über die Meldung, dass dieses Jahr in Asien erstmals die Anzahl der IP-Adressen nicht mehr ausreichten. Bisher war das Internet doch immer bekannt für Meldungen im Stil von „höher – schneller – weiter“ und plötzlich gibt es auch hier knappe Ressourcen? Was sagen Sie dazu? Und was machen jetzt die vielen jungen Chinesen, die sich mit ihren Geräten neu anmelden wollen?

Dr. Susanna Künzl: Unter Providern war das Problem rechtzeitig bekannt, so ähnlich wie die Umstellung auf das Jahr 2000. Es ist schon lange Geschichte, weil die Technik dafür schon lange besteht. Statt IPv4 gibt es jetzt IPv6, damit auch bei einer großen Weltbevölkerung die IP-Adressen ausreichen. Jeder Mensch auf dieser Welt bekommt eine IP für seinen PC und für seinen Kühlschrank hat er auch noch eine (lacht)…

wortstark: Na gut, das tröstet mich! (lacht). Dann lassen Sie uns zur offenen Frage übergehen: Wenn Ihnen aus Ihrem Kontext noch etwas einfällt, was hier nicht angesprochen wurde, finden Sie hier Raum dafür.

Dr. Susanna Künzl: Die Zukunft und gleichzeitig die großen Herausforderungen liegen im mobilen Internet. Ein Ziel für die Website-Betreuung ist zum Beispiel, den Inhalt auf sämtliche Empfangsmedien auszulegen und ihn trotzdem von einer zentralen Stelle aus pflegen zu können. Die mobile Website und die normale sollten aus der gleichen Datenbank versorgt werden. Gute Content Management Systeme können das, wenn sie entsprechend eingerichtet sind.

wortstark: Dann ist dieses Problem ja auch schon gelöst?

Dr. Susanna Künzl: Ja, aber es muss auch gemacht werden!

wortstark: Braucht denn jeder, der eine normale Website hat, auch eine mobile Variante?

Dr. Susanna Künzl: Nein. Aber es ist wichtig für die Unternehmen, dass sie sich jetzt in diesen Zeiten darüber informieren, orientieren und sich überlegen, wie sie sich angesichts des mobilen Internets aufstellen wollen. Heute kann ich mir halt als Kundin per GPS auswählen lassen, wo es welche Angebote in den örtlich nahe liegenden Läden gibt. Oder ich kann mit der Handy-Kamera QR-Codes einlesen, das sind diese kleinen schwarz-weißen Quadrate zum Beispiel auf Plakaten, die einen gleich auf die zugehörige Website leiten. Diese Omnipräsenz der Information  mit ihren Chancen und Risiken – also auch der ständigen Vergleichbarkeit der Angebote – ist einfach ein Thema, bei dem der Marktvorsprung jetzt entschieden wird. Speziell Unternehmen, deren Kunden jung, vergleichsweise gut betucht und tendenziell „digital natives“ sind, sollten jetzt darüber nachdenken.

wortstark: „Digital natives“… Ureinwohner der digitalen Informationswelt, was für eine Vorstellung!? Frau Dr. Künzl, wir gehören beide zu einer Generation, die noch Schreibmaschinen in den Büros erlebt hat. Was machen wir denn in diesen Zeiten? Sind wir Dinosaurier des Internets, die erst in Jahrhunderten von der Archäologie wieder ausgegraben werden? (lacht)

Dr. Susanna Künzl: (lacht) Nein, da können wir ganz beruhigt sein. Ich habe mal auf der CeBit Veranstaltung „Webciety“ erlebt, dass viele der Digital Natives zwar wussten, was man alles mit dem Internet machen kann, aber in der technischen Umsetzung und Einschätzung erwiesen sie sich als ziemlich unbeleckt, während die, die es sozusagen auf dem „zweiten Bildungsweg“ gelernt haben, sich eigentlich in beiden Welten gut zurechtfinden – es ist eine Frage des Willens und vom Bedarf, wie ich das Internet nutze. Ich muss nicht in Facebook sein,  ich muss nicht in Twitter sein, ich muss nicht in zig Communities sein, aber es ist möglich, dass ich meinetwegen die Funktion mit den QR-Codes nützlich finde, um mich zu orientieren oder dass ich gern mobil einkaufe. Oder ich habe einen Artikel im Schaufenster gesehen und schau schnell von unterwegs aus nach, ob es den bei Ebay billiger gibt. Es kann also sein, dass ich an der ganzen modernen Glitzerwelt der Communities und des Web 2.0 vorbeigehe, und dennoch moderne Funktionen nutze, einfach weil es praktisch ist.

wortstark: Sehr gut, vielen Dank für dieses ermutigende Schlusswort von Ihnen als einem Menschen, der Alt und Neu so ungewöhnlich vereint. Der ideale Ausklang für 2011 und ein schöner Impuls für das neue Jahr.
Ich danke Ihnen, Frau Dr. Künzl, nochmal ganz herzlich für Ihre langjährige Unterstützung dieses Newsletters. Meine Leserinnen und Leser, ich lade Sie mit sehr gutem Gewissen auf die Website von Frau Dr. Künzl ein. Bei ihr können Sie sich informieren, guten Rat und kompetente Unterstützung holen zu allen Fragen rund um das Internet.

Sie erreichen Dr. Susanna Künzl unter
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