„Public Relations: So funktioniert >Vitamin B< im großen Stil“

Liebe Leserinnen und Leser,

„Tue Gutes und rede darüber“. Bestimmt kennen Sie diese Erklärung für Public Relations (damals noch „Öffentlichkeitsarbeit“) von Albert Oeckl. Ich finde sie gut, aber sie hat einen Nachteil: Es wird daraus nicht deutlich, was man von PR hat! Nachdem die PR genau wie die Unternehmenskommunikation insgesamt seit Jahren im Erklärungsnotstand ist, (u.a. weil lange nicht nach Erfolgsnach- weisen gefragt wurde!), widmet sich dieser Newsletter neuen Ansichten und Aussichten zur PR.
Wenn jemand aufgrund von Kontakten in einem anderen Kontext als dem eigentlichen Geschäftsfeld einen Zugang zu begehrten GeschäftspartnerInnen bekommen hat, begründet man diesen Vorteil anschließend mit „Vitamin B“, einem besonderen Wirkstoff, der aus persönlichen Beziehungen entsteht. Der Ausspruch wird also im Nach- hinein verwendet und ist damit wirkungsorientiert und zeitgemäß.
Wo steckt „Vitamin B“in der PR? Mitten in einem vorweihnachtlich gut besuchten Einkaufszentrum stehen mehrere Tische in einer langen Reihe. Darauf liegt ein gigantischer Weihnachtsstollen. Wer hiervon ein Stück kauft, erwirbt nicht nur ein Leckerli, sondern tut auch noch ein gutes Werk. „Der Verkaufserlös von mehreren Hundert Euro kommt der Freiwilligen Feuerwehr zugute, “ist auf einem Schild zu lesen. Die Leute drängeln sich um den Megakuchen. Der Innungsmeister schneidet das Gebäck feierlich an. Dessen Schöpfer steht stolz daneben und lächelt in die Kamera der Lokalreporter. Mehrere Anzeigenblätter berichten, natürlich im begehrten redaktionellen Teil. Happy End einer PR-Aktion. Greifen wir doch mal geistig zur Gabel und zerlegen den Auftritt mit dem Superweihnachtsstollen nach allen Regeln der PR-Kunst, um das „Vitamin B“dahinter aufzudecken: 1. Der Bäcker arbeitet normalweise räumlich und zeitlich im Verborgenen –jetzt tritt er seinen Kunden als Person gegenüber, sie können sich ab jetzt hinter seinem Namen etwas vorstellen, Anfang einer persönlichen Beziehung. 2. Wer das nächste Mal vor einer Filiale dieser Bäckerei steht, fühlt sich mit der Person verbunden, hat ein Gefühl von Vertrautheit, nur weil man den Meister schon mal „persönlich getroffen hat“. Wiedererkennungseffekt. 3. Der Bäcker zeigt sich als sozialer Mensch, der Gewinne nicht etwa egoistisch für sich einstreicht, sondern an eine unbestritten „gute“, moralisch reine Institu- tion spendet: „So ein netter Bäcker“…Und schließlich, ein ebenfalls aus der Sozialpsychologie stammendes, raffi- niertes Argument: 4. Das Gebäck muss gut sein, sonst würde der “Oberhäuptling aller Bäcker“, der Innungs- meister, sich nicht damit in die Öffentlichkeit wagen. 5. Wer es genau wissen will, kauft sich gleich vor Ort ein Stück vom Meisterwerk und nimmt eine sprichwörtliche Kostprobe. Zugegeben, den letzten Vorteil bieten nicht alle Branchen, aber was für uns vom Kuchen übrig bleibt: Hier wird nicht nüchtern über den Kopf (gutes Produkt, guter Preis etc.) die Bekanntheit erhöht und der Verkauf angekur- belt, sondern im wahrsten Sinne des Wortes über den Bauch, über die Emotionen, über den „besonderen persönli- chen Kontakt“. Das ist das „Vitamin B“in der PR von heute. Probieren Sie mal! PR-Experte Michael Wengenroth verrät ein paar neue Rezepte.

Ihre

Dr. Annette Hartmann

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