Von grünen und roten Lichtern… Professioneller Farbeinsatz im Betrieb

Liebe Leserinnen und Leser,

nach dem Newsletter zu den Düften wollte ich eigentlich nicht sofort wieder ein „sinnliches“ Thema aufgreifen. Schließlich soll dieses Medium abwechslungsreich bleiben und außerdem nicht auf die Esoterik-Schiene geschoben werden können. Das ist mir als „sinnlichem Kopf-Mensch“ sehr wichtig.

Doch es sollte nicht sein und da lasse ich mich durchaus vom sogenannten Zufall leiten: Die Vorbereitungsphase führte auf direktem Wege zum Thema Farben und zu einem Meister seines Faches. Ich freue mich, Ihnen im nachfolgenden Gespräch den Experten Gerd Schilling vom Institut für Licht- und Farbdynamik vorstellen zu dürfen. Er erklärt Ihnen, was Ihr Betrieb vom professionellen Farbeinsatz im Unternehmen hat, was Sie richtig und falsch machen können, wie Sie Ihr Farbbewusstsein trainieren und warum Notausgänge eigentlich rot ausgeschildert sein müssten statt grün.

Aber nachdem Sie jetzt vermutlich nicht in wilder Panik am PC sitzen sondern eher in einer Form von „Ruhezustand“, sende ich Ihnen beherzt >>> grünes Licht für die Lektüre dieses Newsletters. Viel Spaß beim Lesen.

Ihre Dr. Annette Hartmann

„Farbe bewegt: Unternehmenskommunikation via Lichtwellen“

wortstark: Herr Schilling, Sie führen das „Institut für Licht- und Farbdynamik“. Welcher Ausbildungsweg führte Sie dorthin oder gab es ein Schlüsselerlebnis dafür, dass Sie sich heute hauptberuflich mit Farben beschäftigen?

Gerd Schilling: Ich bin 1981 als Geschäftsführer in das Institut eingestiegen, was 1946 durch Dr. Heinrich Frieling gegründet worden war. Aber ich komme aus einer Familie mit einer 300-jährigen Tradition der Holzdrechsler, so dass ich zuerst tatsächlich dieses Handwerk erlernt habe. Nachdem die Zukunft für diesen Beruf aber nicht so ideal war, habe ich anschließend noch eine Ausbildung zum Innenarchitekten gemacht. Und in dieser Eigenschaft fuhr ich 1971 zu Frieling nach Salzburg, um mich zum Farbberater ausbilden zu lassen. Zehn Jahre später kam er auf mich zu und bot mir an, bei einer Arbeitsplatzgestaltung für eine Firma mitzuarbeiten. So fing das an, dass ich auch für Betriebe arbeitete und nicht mehr für Privatpersonen, die sich ihre Wohnung einrichteten.

wortstark: Gab es dann bei diesem ersten Projekt ein Schlüsselerlebnis? Sonst wären Sie doch nicht dabeigeblieben, oder?

Gerd Schilling: Es gab eine ganze Reihe von Schlüsselerlebnissen, ich habe dort sehr viel gelernt! Ich merkte: Da kann ich massiv etwas bewirken, über die Farben. Ein solches Erlebnis war zum Beispiel, dass bei der Firma früher alle sechs Wochen die Wände der Toiletten neu gestrichen werden mussten, weil die Sprüche überhand nahmen. Die Toilettensitze waren schwarz und die Wände waren weiß. So ein Clo widerstrebt eigentlich jedem, der es benutzen muss und da wunderte es mich nicht mehr, dass die Leute ihren Frust an die Wand geschrieben haben. Wir haben dann – man muss dazusagen, im Geschmack der 80er Jahre – die WC-Sitze beige gewählt, die Wände in apricot streichen lassen und die Decke himmelblau. Damit wurden die Toilettenräume jenen viel ähnlicher, die die Leute bei sich zuhause hatten, und es gab keine Sprüche mehr an der Wand. Die Dauerkosten für den Maler konnte sich die Firma ab jetzt sparen.

wortstark: Gut! Das geht jetzt auch schon in die Richtung meiner nächsten Frage: Wie kann eine Firma von einem professionellen Farbeinsatz profitieren?

Gerd Schilling: Eine Firma kann zum Beispiel ihre Fehlerquote senken, wenn sie mit Farben mehr Struktur reinbringt in den Betriebsablauf. Wenn Fließbänder mit Blau versehen sind, der Farbe der Logik und Vernunft, gibt es zwei Prozent weniger Ausschuss. Das kann in der Summe ganz schön viel Ersparnis bedeuten. Oder wenn Zonen, wo kein Müll abgeladen werden soll, weiß sind, dann klappt das einfach auch besser, ohne dass dort ein Schild nötig wäre. Oder wenn die Kantinen schneller gefunden werden, weil sie orange gekennzeichnet sind, haben die Leute mehr effektive Pausenzeit.

wortstark: Warum ausgerechnet orange?

Gerd Schilling: Wenn wir Hunger haben oder Appetit, werden wir sensibler für bestimmte Farben, und dazu gehört Gelb, das steht für Kommunikation – Essen war schon immer, kulturhistorisch, eine kommunikative Sache – und Rot, das steht für Aktivität. Jetzt wissen Sie, warum Fast-Food-Ketten gelb und rot in ihren Firmenfarben haben….

wortstark: Das ist ja interessant… Erzählen Sie weiter…

Gerd Schilling: Zum Gelb noch ein Beispiel: International wurde Deutschland immer sehr um seine gelben Telefonzellen beneidet, weil sie so gut zu finden waren. Wer kommunizieren will, sucht instinktiv nach Gelb. Dann wurde die Deutsche Post umgewandelt in die Telekom und die Telefonzellen wurden grau mit Magenta – und niemand fand sie mehr! Die starke farbpsychologische Wirkung vom Gelb war weg.

wortstark: Ja, stimmt, aus eigenem Erleben heraus kann ich das bestätigen. Kommen wir nochmal zurück auf den Durchschnittsbetrieb: Was kann der noch aus Farbeinsätzen herausholen, oder was passiert durch die Kommunikation per Farbe?

Gerd Schilling: Farben können Fluktuation fördern oder verhindern. Wenn Sie mal die Umkleideräume anschauen von vielen Betrieben, dann sehen Sie dort alte Spinte, alles voller Aufkleber, der eine Aufkleber für Fußball, der nächste mit sonst was, daneben steht alles Klump herum was keiner mehr braucht. Dort sollen sich aber die Mitarbeiter auf ihren Tag im Unternehmen vorbereiten. Wir haben in so einem Fall zum Beispiel die Spinte – ohne Mehrkosten – zweifarbig gemacht, statt grauem Zementboden einen Spaltklinkerboden gelegt genauso wie die Leute damals ihren Balkon gefliest hatten und dann Bänke diagonal reingestellt. Wer sich auf so einem Boden umzieht, ihn mit dem nackten Fuß berührt, fühlt sich wie zuhause. Die Leute benehmen sich dann auch normal. Noch Jahre später war kein einziger Aufkleber auf den Spinten, alles sah blitzsauber aus und die Fluktuation sank in dieser Firma von 48 auf 15 Prozent.

wortstark: Schönes Beispiel – danke! Zu der Sache mit den Aufklebern möchte ich aber nachfragen: Ist es nicht auch ein normales menschliches Bedürfnis, sein eigenes Terrain zu markieren und irgendwas individuell zu gestalten am Arbeitsplatz, also aufzubegehren gegen die Gleichmacherei?

Gerd Schilling: Nein, da bin ich ganz anderer Meinung. Ich propagiere sogar einheitliche Kleidung, weil man da einfach gemeinsam stärker ist, mehr ein Team. Denken Sie an eine Fußballmannschaft. Ich war Pfadfinder und der Gründer der Pfadfinder hat schon erkannt, in England vor 100 Jahren: Arme Kinder sehen anders aus als reiche. Damit sollte Schluss sein. Leider sind wir wieder in solche Verhältnisse zurückgefallen. Ich war neulich auf einer Familienfeier und fragte einen Zehnjährigen, warum er mit den anderen Kindern nicht spielt. Die Antwort war: „Die mit ihren billigen NKD-Klamotten…“. In Afrika macht es nichts, arm zu sein, weil es jeder ist. In Deutschland ist es schlimm. Ich sehe deshalb auch die Schuluniform kommen und würde es begrüßen, wenn nicht mehr das eine Kind für 300 Euro eingekleidet ist und das andere für 30 Euro. Stellen Sie sich vor, Sie kommen morgens bei Mercedes-Benz in den Betrieb rein und es steht einer mit einem Boss-Anzug am Band und der andere mit NKD-Hose. So aber trägt jeder die Dienstkleidung und ist erstmal wie der andere. Er kann sich ja in der Pause immer noch über Hobbies definieren und ganz individuell ist er auch über die Kleidung, aber erst nach Dienstschluss.

wortstark: Hm. Stimmt, so wäre es auch möglich. Gibt es Lieblingsfarben oder Farbempfehlungen für einzelne Branchen? Zum Beispiel tendieren ja technisch ausgerichtete Branchen immer zu Blautönen. Sollten sie Ihrer Meinung nach das zumindest intern irgendwie mit warmen Farben ausgleichen oder wäre es sinnvoll, diese zur Prägung der Corporate Identity eingesetzten Farben auch intern aufzugreifen und erst recht zu verstärken?

Gerd Schilling: Die Konzentration auf die CI-Farben ist schon gut. Aber was oft unterschätzt wird, ist: Was macht die Konkurrenz nebenan? Wenn die eigentlich in Frage kommenden Farben schon besetzt sind, dann muss man sich was Neues einfallen lassen, auch wenn diese zuerst gewählten Farben vielleicht zur Branche spontan am besten passen würden. Beispiel: Wir haben einen Naturkosthersteller beraten und ihm einen Blauton empfohlen, zusammen mit anderen Farben, weil die attraktiven Grün-Töne alle schon besetzt waren von demeter und wie sie alle heißen. Er hat sich dann in letzter Minute für ein Olivgrün entschieden. Neun Monate später kam er dann doch auf unser Blau zurück, weil einfach der Markt voll war mit Grün, da wurde die neue Marke nicht angenommen. Inzwischen läuft es.

wortstark: Dann geht also bei neuen CI-Bestrebungen der Blick eigentlich erstmal nach außen: Was machen die anderen? Und dann farblich eine Nische suchen?

Gerd Schilling: Nein, die Vorgehensweise ist: 1. Was sind Ihre Ziele, was wollen Sie ausdrücken? 2. Wo steht der Wettbewerb? 3. Wie können Sie sich nun definieren?

wortstark: Aha, danke. Inwieweit sind Farbvorlieben subjektiv, inwieweit können sie objektiviert und verallgemeinert werden? Gibt es Farben, die einfach niemand mag, zum Beispiel „Giftgrün“?

Gerd Schilling: Wir untersuchen jährlich Farbvorlieben und –abneigungen. Es gibt Farben, die jeweils zu bestimmen Zeiten keiner mag. Wir beobachten langfristige Trends, die dauern zwei bis drei Jahre, manchmal auch fünf. Und kurzfristige Farbmoden, die wechseln etwa alle sechs Monate. Wobei Mode übrigens nicht heißt Kleidermode, im Gegenteil: Man sollte nie von der Kleidermode auf Farbmoden bei Produkten schließen, aber dies nur nebenbei.

Im Moment haben wir hier in Deutschland wenige Antifarben. Und das Gelbgrün, was Sie ansprechen, steht für Aufbruch und Neubeginn, das mag in diesem Land im Moment jeder, deswegen liegt diese Farbe auch vorne. Es gibt aber auch einzelne Vorfälle, die sich auf die Farbwahl ganzer Nationen auswirken können.

wortstark: Beispiel?

Gerd Schilling: Am 15. Dezember 2001 gab es in Deutschland keine einzige rote Weihnachtskugel mehr zu kaufen oder sonstigen roten Weihnachtsschmuck. Die Industrie hatte auf Ultramarinblau und Lila-Töne als Trendfarbe für Weihnachten gesetzt, das sind tendenziell Farben der Logik und Vernunft. Aber dann kam der 11. September. Die Leute wollten plötzlich alle ihr Ich, ihr Ego zum Ausdruck bringen über den Weihnachtsschmuck, unterbewusst, ohne dass sie sich untereinander abgesprochen hätten. Sie kauften alles auf, was an rotem Weihnachtsschmuck zu kriegen war.

Oder nach dem Anschlag auf die Touristen in Ägypten, da hatte ich an dem Tag eine extrem hohe Lila-Ablehnung bei einem Farbtest in einer Firma. Die Leute hatten das morgens alle im Radio gehört, auf der Fahrt zur Arbeit. Lila-Ablehnung heißt Angst vor dem Tod. Abends konnte ich mir dann erklären, woher das kam.

wortstark: Hm, verrückt. – Kommen wir zu Grenzen und Risiken von Farbeinsätzen im Dienst der Unternehmenskommunikation. Was gibt es hier zu beachten?

Gerd Schilling: Da kann ich einiges erzählen… Eine Anwaltskanzlei zum Beispiel, die sollte zusehen, dass sie grüne und blaue Farben einsetzt. Es können und sollen ein paar emotionale Aspekte dazukommen, zum Beispiel ein warmer Holzboden oder eine Holzdecke. Aber es ist wichtig, insgesamt farblich nüchtern zu bleiben. Warum? Sobald Sie eine Wohnzimmeratmosphäre haben, gemütlich, fangen die Leute das Lügen an! Die Anwälte bekommen dann unzuverlässige Informationen, und wie sollten sie auf dieser Grundlage einen Prozess gewinnen?

Oder, ganz häufiges Beispiel: Jemand macht sich selbständig und braucht ein Briefpapier, Firmenfarben, für die ganze Geschäftsausstattung. Die meisten KleinunternehmerInnen haben ein ganz gutes Gespür dafür, was sie brauchen und was vor allem auch ihre KundInnen anspricht. Aber leider gehen die meisten zum Grafiker und der verordnet Trendfarben, und zwar für jeden seiner KundInnen die gleichen! Neulich hatte ich einen Fall, da bot jemand schnelle Reparaturen an von Werkzeugen in Fertigungsstraßen. Wenn so ein Band steht, ist jede Minute kostbar. Sein Grafiker hatte ihm Grauabstufungen vorgeschlagen, weil das gerade chic ist: Die Visitenkarte sah aus wie vom Bestattungsinstitut. Dabei wäre rot richtig gewesen, denn ein Schichtleiter, bei dem das Band steht, der sieht rot! Und der findet auch eine rote Visitenkarte am schnellsten!

wortstark: Ja klar, das glaub ich… (lacht) Haben Sie noch mehr so lehrreiche Geschichten auf Lager?

Gerd Schilling: Selbstverständlich. Nehmen wir das Brennelementewerk Hanau. Zuerst wollten sie in den Innenanstrich in Siemens-Grau machen. Aber dann haben sich schon intern einige Gegenstimmen gemeldet mit der Warnung: „Dann schlafen die Mitarbeiter ja ein“. Zu dem Zeitpunkt kamen wir ins Spiel. Wir haben dazu geraten, mit den Farben die Leute an ihre Arbeitsvorgänge zu erinnern. In dem Geschäft geht es schließlich um wertvolle Sekunden, falls mal ein Alarm auftritt. Und wir haben die Türen in rot-orange gemacht, denn bei so einem Alarm im Brennelementewerk geht niemand ruhig an eine Tür, sondern da ist dann auch Aktivität und schnelles Handeln gefragt.

wortstark: Moment mal: Warum sind eigentlich dann die Notausgänge immer grün beschildert?

Gerd Schilling: Das ist ein fataler Fehler! Es würden weniger Leute verbrennen, wenn sie im Fall des Falles die Notausgänge schneller finden würden. In der Angst weiten sich die Pupillen, der Mensch sieht unscharf, aber die Farbe rot wird gut wahrgenommen. Rote Notbremse – das ist richtig. Aber grüner Notausgang ist falsch. Den sehen wir nur im Ruhezustand. Da gibt es auch Tests: Die Probanten haben fünfmal länger gebraucht, um einen grünen Stoppknopf zu drücken als den roten.

wortstark: Oh je, das sind ja düstere Aussichten für Notfälle. Ich sehe schon, Ihr Fachwissen müsste sich noch viel weiter verbreiten… Was sind denn eigentlich für Sie selbst die größten Hindernisse?

Gerd Schilling: Den größten Widerstand erlebe ich leider bei den Gewerkschaften und den Betriebsräten. Die sehen immer nur Ausbeutung. Wenn ein Mitarbeiter abends aufrecht aus der Firma rausgeht, ist das für die verdächtig. Dabei: Der Unternehmer ist doch kein Klassenfeind, der überlegt doch „Wie kommt es für alle am besten raus?“ Und natürlich möchte der Unternehmer gesunde Mitarbeiter, denn kranke kosten Geld, aber die Mitarbeiter möchten doch auch am liebsten gesund sein und es bleiben! Da haben sie doch dieselben Ziele. Wenn Farben und die passende Beleuchtung dazu beitragen können, dass jemand sich am Arbeitsplatz wohl fühlt, dass jemand sich zuhause fühlt, sehe ich das als Vorteil für alle.

wortstark: Ja. Ein schöner Arbeitsplatz ist doch ein Zugewinn an Lebensqualität!? Das sehe ich genauso. Ich habe es mir hier auch schön gemacht in meinen beiden Büros. Kommen wir jetzt zur offenen Frage: Wenn Ihnen etwas einfällt, was Ihnen sonst noch zu Ihrem Thema wichtig ist und worüber wir bisher nicht gesprochen haben, dann ist hier Raum dafür.

Gerd Schilling: Eine Zukunftsprognose: Das Farbbewusstsein steigt. Allerdings gibt es eine Intellektualitätsgrenze. 88 Prozent der Normalverbraucher könnten Farben rein biologisch richtig sehen. Allerdings muss das Farbensehen geschult werden, das ist eine Übungssache, wie bei Muskelbewegungen. Wenig geübte Farbbetrachter blättern in einem Farbatlas mit 1.700 Farben und sagen irgendwann: „Das sind ja immer dieselben Farben?“ Sie erkennen nämlich nur ein Viertel, also können nur 400 Farbtöne voneinander unterscheiden.

wortstark: Wie bitte? Da kommen mir zwei bedenkliche Fragen: Erstens, dann wäre es doch Verschwendung, wenn eine Firma in tolle Farbdifferenzierungen intern bei ihrer Einrichtung investiert? Und zweitens lohnt sich das Investment ja auch bei den Produkten nur bedingt, weil ein Teil der Bevölkerung zu grob in der Wahrnehmung ist, um diese Feinheiten zu erkennen?

Gerd Schilling: Achtung: Die weniger Geübten können die Farbunterschiede nicht erkennen, aber sie kommen energetisch trotzdem an. Die Farbe wirkt also trotzdem. Und gegenüber den anspruchsvolleren KundInnenkreisen lohnt es sich doppelt. Beispiel: Je teurer ein Auto ist, desto mehr Reklamationen gab es in jüngerer Zeit, dass die Farbe von Armaturenbrett und Sitzbezügen ungleich sei. Das kommt durch die leichte Tönung der Windschutzscheibe, ist also bedingt durch die Beleuchtung. Inzwischen wird die Innenausstattung von teureren Autos lackiert, passend zur Tönung der Windschutzscheibe, damit das im Endergebnis genau zusammenpasst.

wortstark: Ach! Und deswegen gibt es im Namen Ihres Institut nicht nur Farben, sondern auch das Licht…? Und das Ganze „dynamisch“…?

Gerd Schilling: Ja, das gehört unmittelbar zusammen. Und die Dynamik ist wichtig: Farbe bewegt. Sie ergreift Besitz von einem, ohne dass man sich wehren kann. Wenn Sie ein Bild malen, wirkt sich die erste Farbe, die auf die Leinwand kommt, auf Ihre weitere Farbwahl aus – immer. Die nächste Farbe wählen Sie in Abhängigkeit zur ersten. Das läuft ganz unterbewusst.

wortstark: Schön, dass die „Farbe bewegt“, das gefällt mir. Aber Ihre Prognose war vorhin noch nicht ganz abgeschlossen, oder? Wie kann denn das Farbbewusstsein trainiert werden?

Gerd Schilling: Die großen Maler haben täglich Farbwahrnehmungsübungen gemacht, Cézanne, von Gogh… Ein Oskar Schlemmer-Schüler empfahl, täglich eine Blüte mit Aquarell-Farben abzumalen und sie dann mit dem Original zu vergleichen. Für einen heutigen Manager gibt es alltagstauglichere Möglichkeiten: Wenn er abends im Hotelzimmer ankommt, soll er sich einen Notizblock nehmen und die Farben um ihn herum möglichst genau beschreiben. Am Morgen soll er sich die ganze Sache bei Tageslicht anschauen und die Farben wieder beschreiben. Beim nächsten Hotel dasselbe. Zuerst wird er erkennen, wie manipulierbar unsere Farbwahrnehmung ist durch das Licht. Und wenn er mehr Übung hat merkt er: Am Ende liegt er nahe an der Wirklichkeit.

wortstark: Ein wunderbarer Schlusssatz, Herr Schilling! Ich danke Ihnen ganz herzlich für dieses interessante, geradezu „bunte“ Gespräch.

Gerd SchillingSie erreichen Gerd Schilling unter Tel. 07934 – 99 25 10
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Website: www.farbendynamik.de.

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